Vom Welpen bis zur Prüfung
Die Freifolge
An erster Stelle sollte die Freude am Arbeiten mit dem Individuum Hund stehen. Die sportlichen Erfolge an zweiter.
Die Freifolge an einer Sportveranstaltung, kann bereits nach den ersten 10-20 Schritten darüber entscheiden, ob der interessierte Zuschauer nach dem Schutzdienst gelangweilt sich von der Tribüne entfernt, oder ob er gespannt sitzen bleibt in der Erwartung einer tollen Leistung.
Zudem lassen sich auch die Leistungsrichter vom Beginn der Freifolge beeindrucken. 1996 sah ich das erste Mal einen Hund im versammelten Trab laufen und ich war schwer beeindruckt. Das war Jago Lindenhalle und der war auch noch 8 Jahre alt, er benötigte dafür Führerhilfen, aber das tat der Sache keinen Abbruch. Für mich war in diesem Augenblick klar, so eine Freifolge ohne Führerhilfe muss das Endziel sein. Der Weg war schwieriger als ich mir das damals vorgestellt hatte und erst 10 Jahre später, habe ich dieses Ziel erreicht.
Iwan Freifolge SchH - 14 Monate
Am Anfang wusste ich nur, dass die Vorderpfoten beim Laufen in die Höhe fliegen, wenn die Hinterläufe mit mehr Energie drücken, als für die vorgegebene Geschwindigkeit benötigt wird. Es war mir auch klar, dass es nur durch starken Zwang oder durch erhöhte Motivation zu erreichen ist.
Ich entschied mich für Motivation.
Dann habe ich im Laufe der Jahre einiges ausprobiert, mit Ball rechts, mit Ball links, aber das gerade Laufen habe ich nicht hinbekommen.
1998 besuchte uns Berd Föry beim HSV Gärtringen und ich sah gespannt zu, wie er mit seinem jungen Hund mit Futter arbeitete. Nox´s Nase war in Bernds linke Handfläche verschwunden und folgte dieser, als ob sie da festgeklebt war. Nox machte hinten so viel Druck, dass die Frontpartie, samt Bernds Hand, in gleichmäßigen Abständen in die Höhe schoss.
Ich dachte mir, mit so einer Basis müsste mein Vorhaben zu schaffen sein. Da ich wusste, dass Bernd mir den Hund nicht verkauft, habe ich beim E-Wurf auf die Wertmessziffern vom Fresstrieb sehr viel Wert gelegt. Ellute war dann das erste Versuchskaninchen und ich fing so an:
Kodag Fusslaufen
Verfressen wir er ist, hat es auch ganz gut geklappt, aber den Zeitpunkt das Springen zu unterbinden habe ich verpasst und das sah dann bei den Prüfungen so aus:
Ellute Freifolge
Mit Hydra feilte ich an dieser Methode weiter und das ganze begann eine Form anzunehmen und ich näherte mich meinem Endziel:
Hydra Freifolge
Schritt für Schritt zum Ziel
Den Interessierten möchte ich nun diesen Weg verkürzen und Schritt für Schritt meine Methode erklären:
Der erste Schritt ist ein Vertrauensverhältnis zum Welpen oder Junghund zu schaffen und an das Füttern mit der linken Hand zu gewöhnen. Das geht relativ schnell, da der richtig aufgezogene Welpe den Kontakt sucht und gerne Leckerli frisst.Das Futterstück wird zwischen Zeige und Mittelfinger gehalten und die Finger werden lang gestreckt, um keine Angriffsfläche zu bieten.
Nach ein paar Tagen, das hängt vom Fresstrieb ab, wird der kleine Welpe versuchen in die Handfläche zu springen. Das unterbinde ich, indem ich mit der flachen Hand während des Anspringens die Hundenase wieder nach unten drücke. Gleichzeitig gebe ich das Höhrzeichen "nein".
Wichtig sofort dem Abstand der Hand von der Welpennase auf ca. 15 cm wieder herstellen und die Bestätigung, wenn die nächsten 3 bis 5 Schritte ohne Springen erfolgen. Zwei Minuten am Tag sollten genügen. Das Ganze wird nach Möglichkeit täglich wiederholt, der Abstand der Hand zur Nase erhöht sich mit der Zeit auf ca. 40 bis 50 cm und nach zwei Monaten sollte es dann so ähnlich aussehen.
Ich hoffe ich brauche nicht zu erklären, dass sobald die Pfoten ein bisschen in die Höhe fliegen, gleichzeitig Leckerli und ein freudiger Gefühlsausbruch ausgelöst werden darf. Je länger das Freuen andauert, umso mehr wird sich der Kleine das nächste Mal anstrengen, diese für ihn anstrengende Übung auszuführen und es wird ihm von Tag zu Tag leichter fallen, Kopf und Pfoten in die Höhe zu nehmen.
Das Ganze wird ein paar Monate wiederholt, dann ist es an der Zeit diesem unnatürlichen Laufen eine Form zu geben und der Kopf des Hundes wird nach innen gelenkt.
Die linke Hand nähert sich der linken Brusttasche, die offene Fläche mit dem Leckerli nach vorne zeigend, so dass der Hund den Sichtkontakt zum Leckerli beibehält und am Leckerli vorbei auch noch zusätzlich Augenkontakt hat. Diese Position gilt es nun im Laufe der nächsten Monate zu festigen und das Ganze für den Hund noch auf freiwilliger Basis. Danach wird es ernst.
Die linke Hand befindet sich immer noch neben der Brusttasche, allerdings jetzt geschlossen nach innen gedreht, das Leckerli nicht sichtbar.An einem sehr engen Halsband, hängt eine kurze Führleine und mit der rechten Hand wird eingewirkt, wenn die gleichmäßige Schrittfolge nicht eingehalten wird oder wenn er wegschaut.
Fortsetzung folgt....